Unser Rassehund Auszug 08/2014

UR Auszug 08/2014

Unbekannter Hund

'Octopus Ginrou-Kaiki' (Z: R. Sluyp, B: Michael Minzlaff)

‚Octopus Ginrou-Kaiki‘
(Z: R. Sluyp, B: Michael Minzlaff)

In der letzten Ausgabe habe ich unter dem Titel „Vergessener Hund“ einen Bericht über den Mastín Español geschrieben und für den CfM bedauert, dass die äußerst geringe Population dieser wundervollen Rasse nicht mehr wahrgenommen wird. Wir betreuen noch eine Rasse, die ähnlich selten auftritt, den „Tosa Inu“. Eine japanische Rasse, deren besondere Vergangenheit beinahe
200 Jahre zurückreicht. Ich vermeide vorab absichtlich den Begriff „Kampfhund“, denn wem es geglückt ist, sich mit dieser Rasse auseinander zu setzen, weiß, dass die Beliebtheit dieses Hundes unter der Kaste der Samurai zu finden war. Um 1900 herum begann man in Japan, den Tosa Inu mit verschiedenen anderen Rassen zu kreuzen, wie Bernhardiner, Mastiff, Deutsche Dogge, Bloodhound, Pointer, Bulldogge und Bullterrier, mit dem Ziel, die mindere Körpergröße zu verbessern und Fehler und Mängel an Gebäude und Gebiss herauszuzüchten.

In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden noch der Bullmastiff und die Bordeauxdogge in die Kreuzung eingebracht, woraus resultiert, dass es in Statur und Fellfarbe unterschiedliche Typen gibt. Selbst in Japan ist der Tosa Inu zahlenmäßig nicht stark vertreten. Wir sollten nicht Augen und Ohren verschließen, dass der Tosa dort ein Kampfhund war und ist. Allerdings, und das muss dringend beachtet werden: Kampf und Kampf sind zweierlei! Der Kampfstil wird in zwei Größenklassen aufgeteilt und es „kämpfen“ ausschließlich Rüden. Die Hunde packen sich mit den Zähnen am Nacken oder an der losen Kehlhaut und versuchen, den Gegner zu Boden zu schleudern. Das war’s !!!

Entscheidend ist, dass der Gegner mit Gewalt zu Boden geworfen wird. Hunde, die diesem Stil widersprechen, wie absichtliches Beißen, Bellen, Angstzeigen oder Rückwärtsgang, werden sofort disqualifiziert. Es ist ein heute noch beliebter Sport und zeigt deutlich, dass er mehr denn je kontrolliert ausgetragen wird. Man findet niemals eine ernsthafte Verletzung oder eine blutige Absicht. Der siegende Hund darf dann mit geschmückten, mit bunten Bändern und Abbildungen von heiligen Gegenständen versehenen Gürteln dekoriert werden, die nur mit Genehmigung des jeweilig austragenden Klubs angelegt werden dürfen. Hier bei uns ist der Tosa Inu ausschließlich ein Familienhund. Er zeigt in seinem Erscheinungsbild Würde, Stärke und Eleganz in einem kraftvoll gebauten Körper. Sein Charakter sollte mit Beharrlichkeit, Geduld, Tapferkeit, Kühnheit, Mut und großer Gelassenheit vereinigt sein. Er ist ein angenehmer und unaufdringlicher Haus- und Wohnungsgenosse. Seine Tapferkeit ist die Grundlage für sein beschützendes Wesen, seine Kühnheit bescheinigt ihm einen guten Wachinstinkt.

Mit Kindern kann der Tosa Inu super umgehen. Seine Zuneigung zu anderen Familienmitgliedern sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass spontane Bekundungen nicht in Gewohnheiten einzuordnen sind. Er wird seine züchterische Vergangenheit nicht verleugnen, was seinem Charakter zollt und letztlich auch das Charisma dieses Hundes ausmacht. Dankenswerterweise ist es unserem
Mitglied Michael Minzlaff gelungen, gerade zur Zeit einen zweiten Wurf zu bringen. Seine Zuchtbasis ist zwar noch klein, aber hoffnungsvoll. Es wäre einzigartig, wenn sich Erwerber dieser Welpen auch mit dem Thema Zucht befassen könnten, um dieser Rasse im CfM eV wieder einen festen Platz zu sichern, auch wenn der Import von Blutlinien sich als äußerst aufwändig erweist. Vielleicht fühlen sich einige wenige herausgefordert, angesichts der Tatsache, dass der Tosa Inu mit seiner asiatischen Zurückhaltung, Disziplin, Kraft und Stärke es wert ist, im CfM eV wieder erhalten zu werden.
Quelle: Wolfgang Fink
Die Red.